Warensicherung: Möglichkeiten & Funktionsweisen
Ladendiebstahl sorgt im Einzelhandel jedes Jahr für Milliardenverluste. Besonders beliebt bei Ladendieben sind Bekleidung, Elektroartikel, Schmuck, Kosmetikartikel und Parfums. Eine wirksame Warensicherung begrenzt die wirtschaftlichen Belastungen für Einzelhändler. Neben einer angepassten Ladeneinrichtung und regelmäßigen Mitarbeiterschulungen sind besonders elektronische Warensicherungsanlagen wichtig für den effizienten Diebstahlschutz.
Angepasste Ladeneinrichtung und Mitarbeiterschulungen als Vorbeugung
Eine offene Ladeneinrichtung mit niedrigen Regalen, Decken- sowie Wandspiegeln, guter Beleuchtung und Videokameras hat eine abschreckende Wirkung auf Ladendiebe. Besonders wertvolle Waren können darüber hinaus im Kassenbereich positioniert, in einer Vitrine präsentiert oder mit Leinensicherungen geschützt werden. Zur Mitarbeiterschulung gehört vor allem die Erkennung von Ladendieben anhand der Körpersprache und der Verhaltensweise. Außerdem werden die Kunden darin geschult, bei einem Diebstahl richtig zu reagieren und mit Falschalarmen möglichst kundenfreundlich umzugehen. Diese Maßnahmen können die elektronische Warensicherung aber nur ergänzen.
Funktionsweise der elektronischen Warensicherung
Die elektronische Warensicherung basiert auf der Identifikation von Sicherungsetiketten durch Antennen an den Eingängen und Ausgängen. So sind die Waren mit speziellen Sicherungsetiketten versehen. Dabei kommen vor allem Softetiketten, Klebeetiketten oder Hartetiketten zum Einsatz, die ohne Hilfsmittel nicht beschädigungsfrei entfernt bzw. deaktiviert werden können. Die Sicherung der Sicherungsetiketten wird beim Kauf durch das Verkaufspersonal deaktiviert. Dementsprechend kann der Kunde den Laden ohne Alarmauslösung verlassen. Wenn die Sicherungsetiketten dagegen nicht deaktiviert sind, dann lösen sie im Bereich der Antennen einen Alarm aus. Es gibt mit der elektromagnetischen, radiofrequenten und akustomagnetischen Warensicherung drei unterschiedliche Technologien.
Zudem haben elektronische Warensicherungsanlagen schon aufgrund ihrer Sichtbarkeit im Eingangsbereich eine abschreckende Wirkung auf Ladendiebe. Allerdings können die Warensicherungsanlagen durch transparente Rahmen der Schleusensysteme auch dezent gestaltet und an die Ladeneinrichtung angepasst werden, um einen breiten und einladenden Eingangsbereich zu gestalten. Dann werden die Antennen im Boden, an den Wänden oder an der Decke bzw. im Überkopf-Bereich integriert.
Elektronische Warensicherungsanlagen im Überblick
Bei der radiofrequenten Technologie wird durch Sender- und Empfangsantennen ein Radiofrequenzfeld erzeugt. Dabei kann zwischen Ein- und Mehrantennensystemen unterschieden werden. Mehrantennensysteme mit getrennten Sender- und Empfangsantennen lassen größere Durchgangsbreiten als nur etwa 2,40 m zu. Ein Nachteil ist, dass mit der radiofrequenten Technologie keine Metallwaren abgesichert werden können, da sie die Radiowellen eliminieren. Auch elektronische Waren lassen sich nicht so gut absichern. Ansonsten können mit der radiofrequenten Technologie alle Warengruppen gesichert werden. Ein weiteres Merkmal ist, dass die radiofrequenten Sicherungsetiketten relativ groß sind.
Die akustomagnetische Technologie erzeugt durch die Antennen Ultraschallschwingungen, die Metallplättchen in den Sicherungsetiketten in Eigenschwingung versetzt, was dann vom Sicherungssystem erkannt wird. Wenn die Antennen im Boden integriert werden, dann kann mit der akustomagnetischen Technologie jede Durchgangsbreite abgedeckt werden. Die akustomagnetische Technologie funktioniert auch bei Metallwaren fehlerfrei und ist daher für alle Sortimente geeignet. Ein wichtiger Vorteil ist, dass die akustomagnetischen Sicherungsetiketten reaktiviert werden können, was bei Rücknahmen sinnvoll ist.
Bei der elektromagnetischen Warensicherung werden Metallstreifen in den Sicherungsetiketten integriert, die dann von den Detektoren erkannt werden und einen Alarm auslösen. Die elektromagnetische Warensicherung dient häufig der Absicherung von Büchern und Medien und generell kleinen Waren. Die elektromagnetischen Sicherungsetiketten sind auch gegen Knicke unempfindlich. Als Nachteil erweist sich allerdings, dass bei einem einfachen Warensicherungssystem nur eine Durchgangsbreite von etwa 1 m möglich ist, was den Fluchtverordnungen widerspricht. Nur die Kombination von mehreren Antennen vergrößert die Durchgangsbreite.
Wichtige Leistungsmerkmale für elektronische Warensicherungsanlagen
Welche elektronische Warensicherungsanlage passend ist, hängt nicht nur von den individuellen Warengruppen, den baulichen Gegebenheiten sowie den Betriebsabläufen, sondern auch von den entsprechenden Leistungsmerkmalen ab. Besonders wichtig ist selbstverständlich die Detektionsrate, die angibt, wie zuverlässig die Sicherungsetiketten von den Antennen erkannt werden – besonders auch unter realistischen Bedingungen.
Um Fehlalarme zu vermeiden, müssen die Sicherungsetiketten von Waren erfolgreich deaktiviert werden. Denn Fehlalarme stören den Betriebsablauf, sind unangenehm und senken das Vertrauen in die Warensicherung. In der Regel wissen die Kassierer nicht immer, wie und wo die Waren gesichert sind. Die Deaktivierungsrate gibt daher an, wie zuverlässig die Sicherungsetiketten während des Scannens deaktiviert werden. Die Deaktivierung muss auch beim schnellen Scannen erfolgreich sein und darf gleichzeitig die Scangeschwindigkeit nicht reduzieren.
Außerdem können Fehlalarme durch eine Reaktivierung des Sicherungsetiketts ausgelöst werden, nachdem es während des Scanvorgangs schon deaktiviert wurde. So können sich Sicherungsetiketten durch Bewegung wieder aktivieren. Daher sollte die Reaktivierungsrate gering sein. Darüber hinaus können Sicherungsetiketten schon bei der automatischen Etikettierung aufgrund elektrostatischer Entladung deaktiviert und damit nutzlos werden. Abhilfe können Kontrollsysteme zur Überprüfung der Qualität der Sicherungsetiketten schaffen.
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