Wieso der Einzelhandel nicht aussterben wird
Seit Beginn der Corona-Pandemie stellt sich für den von den Lockdowns gebeutelten stationären Einzelhandel immer wieder die Frage nach seiner Zukunft. Die Prognosen sind oftmals sehr düster und negativ: Wegfall der Kundschaft, Umsatzeinbußen, Schließungen, Flächenverkleinerungen oder Verödung der Innenstädte seien vorprogrammiert. Der stationäre Einzelhandel sei wegen der Dominanz der Internetgiganten kein Zukunftsmodell mehr, weil sich die Arbeits-, Lebens- und Freizeitwelten wandelten. Aber wie realistisch sind diese Szenarien? Wieso der Einzelhandel nicht aussterben wird, liegt an fundamentalen Gegebenheiten des Einkaufens und neuen Verbrauchertrends.
Nähe des Einkaufens und Unterstützung lokaler Läden
Denn für Kunden spielen die Nähe und die gute Erreichbarkeit der Einkaufsstätte bei ihren Einkaufsentscheidungen weiterhin eine wichtige Rolle. Zudem sind die Kunden auch mehr dazu bereit, lokal einzukaufen und damit lokale Unternehmen zu unterstützen. Denn sie wollen einen Beitrag für die Stärkung der lokalen Wirtschaft, für den Erhalt von Arbeitsplätzen, für die Belebung der näheren Umgebung und für Nachhaltigkeit leisten. Für die Vielfalt der Einkaufsstraßen, Innenstädte oder Einkaufszentren sind dabei ein guter Mix an Branchen, Größen und Preissegmenten wichtig. Diese Attraktivität des Einzelhandels wirkt sich dann unmittelbar auf die Kultur-, Arbeits- oder Gastronomieangebote in der Nähe aus. Wenn der stationäre Einzelhandel diese ökonomischen Verflechtungen weiter herausstellt und mit innovativen Marketingmaßnahmen unterstützt, dann nimm die Akzeptanz des lokalen Einkaufens weiter zu.
Einkaufen mit allen Sinnen als Erlebnis
Das Einkaufen im stationären Einzelhandel spricht alle Sinne an. Das haptische Einkaufserlebnis lässt sich in der virtuellen Welt trotz technologischer Entwicklungen nicht reproduzieren; sie sind höchstens Ergänzungen. Viele Kunden wollen die Produkte bei ihrer Kaufentscheidung immer noch live sehen und nicht nur anklicken. Einkaufen mit allen Sinnen schafft ein emotionales Einkaufserlebnis: zum Beispiel ein Kleid zu fühlen und anzuprobieren, an Parfüm oder Blumen zu riechen, in einem neuen Buch viele Seiten anzulesen oder sich durch die Dekoration der Warenpräsentation inspirieren zu lassen. Auch das Erlebnis des gemeinsamen Stöberns mit Freunden und Familie durch die Läden ist im Onlinehandel so nicht möglich. Hier ist dann auch jeder Einzelhändler gefragt, mit verschiedenen Maßnahmen eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, in der die Kunden gerne einkaufen und vor allem auch wiederkommen.
Serviceangebote wie Click & Collect als neue Stärke
Viele Kunden haben während der Lockdowns Gefallen an Click & Collect gefunden und wollen diesen Service weiterhin nutzen. Die Abholung von Waren bei sofortiger Verfügbarkeit in der Filiale ist bequem, schnell und flexibel. Diese Flexibilität gibt es beispielsweise bei den Lieferungen des Onlinehandels noch nicht flächendeckend. Denn oftmals kommen Pakete des Onlinehandels spät oder zeitlich unflexibel an. Bei der Logistik ist der stationäre Einzelhandel überraschenderweise im Vorteil, wenn die angebotenen Waren auch tatsächlich verfügbar sind. Der Einsatz digitaler Lösungen verknüpft dabei den Warenbestand mit dem Onlineangebot. Außerdem können so auch wertvolle Kundendaten über die Gewohnheiten der Kunden gewonnen werden. So ist es besser möglich, das Warenangebot anzupassen, einen individuelleren Service zu bieten und die Kundenbindung voranzutreiben.
Hybrides Einkaufen: Online- mit Offline-Welt verzahnen
Große Onlinehändler und weltbekannte Brands eröffnen vermehrt stationäre Geschäfte in den Städten – und das sind längst nicht mehr nur temporäre Pop-up-Stores zu Marketingzwecken, sondern langfristige Strategien. Das Einkaufen der Zukunft ist hybrid. Der umgekehrte Weg ist daher nur logisch: Einzelhändler müssen ihre digitalen Angebote smart ausbauen, sodass Online- und Offline-Welt optimal verzahnt werden. Die stationäre Beratung mit kompetenten Fachverkäufern ist die entscheidende Stärke, die Onlinehändler nicht besitzen, aber von Kunden stark nachgefragt wird. Die digitale Vernetzung und Ergänzung dieser Stärke eröffnet neue Potenziale. Onlinehandel und stationärer Einzelhandel sind daher nicht zwei Welten und auch keine Konkurrenz, sondern letztendlich Bausteine für das ideale Kundenerlebnis und Umsatzsteigerungen.
Einzelhandel mit herausfordernder Zukunft
Kunden wollen immer noch ein bequemes und einzigartiges Einkaufserlebnis in der Realität. Auch wenn der Anteil des Onlinehandels am Einzelhandelsumsatz von Jahr zu Jahr steigt, verzeichnet der stationäre Einzelhandel die größeren Umsätze. Für die Kunden geht es nicht so sehr um die Frage nach Offline- oder Onlinehandel, sondern ob ihre Bedürfnisse und Gewohnheiten berücksichtigt werden. Dafür muss der stationäre Einzelhandel einerseits die eigenen Stärken noch mehr in den Vordergrund rücken und andererseits die Vorteile der Digitalisierung nutzen.
Ein großer Vorteil des Onlinehandels ist dabei die umfassende Kundenanalyse. Aber dies ist auch im stationären Einzelhandel möglich. Mit den intelligenten Besucheranalysen von KRONOS gewinnen Einzelhändler aussagekräftige Erkenntnisse über das Kundenverhalten. So können Besucher gezählt oder Bewegungsprofile und Laufweganalysen erstellt werden. Wenn Einzelhändler wissen, welche Bereiche stärker und schwächer frequentiert werden, dann können daraus Schlussfolgerung zur Ladeneinrichtung, durch Warenpräsentation und zu Wegeleitystemen gezogen werden.
Foto: Tristan Colangelo via Unsplash